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- aktualisiert am 15.01.2024 -

Keine Angst vor Hornissen!


Herausgeber und Webmaster
Dieter Kosmeier & Dr. Elmar Billig
Foto - und Videogalerien

Dr. Elmar Billig
Wissenschaftliche Beratung
Thomas Rickinger


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Teil 3:
Lebenszyklen eines Hornissenstaates

Ernährung der Brut und Endausbau des Nestes

Große Völker erbeuten täglich Tausende von Insekten!

Hornisse beim Zerlegen einer erbeuteten Wildbiene; Foto: Frank Hornig

Hornissen trennen den Beuteinsekten mit ihren Mandibeln Kopf, Beine, Flügel und Hinterleib ab - dabei typischerweise nur an einem Bein hängend. Nur das Bruststück - mit der eiweißreichen Flugmuskulatur - wird als Fleischbällchen zum Nest transportiert und hier portionsweise an die Larven verfüttert.

Die Larven erzeugen durch Kratzen an den Zellwänden mit ihren Kieferzangen ein rhythmisches Geräusch, das "Hungerkratzen" (HIER zu hören!). Damit werden die Arbeiterinnen zur Beschaffung neuer Nahrung animiert. Dieses Kratzen ist selbst für uns Menschen mehrere Meter weit zu hören!

Die Larven geben ihrerseits kleine Tröpfchen nahrhaften Speichelsaft an die Arbeiterinnen ab. Vor allem die Königin konsumiert große Mengen davon, um genügend Eier produzieren zu können.

Abgabe eines Futtertröpfchens an eine Arbeiterin; Foto Dr. Elmar Billig

Wenn die Arbeiterinnen während einer Schlechtwetterperiode nicht zum Beutefang ausfliegen können, bilden die Larven quasi ein lebendes Futterreservoir, das dem Volk über diese mageren Tage hinweghelfen kann.

Die Wissenschaft nennt diesen Vorgang "Trophallaxis". Denn Hornissen legen keine Nahrungsspeicher/Vorratsbehälter als Futterreserve an wie Bienen oder Hummeln.

Auch die Hornissenkönigin benötigt eiweißreiches Futter für die Entwicklung ihrer Eierstöcke und für die kräftezehrende Eierproduktion. Um ihren eigenen Bewegungsapparat funktionstüchtig zu halten, nehmen erwachsene Arbeiterinnen fast nur noch Kohlenhydrate auf. überall dort, wo an einer verletzten Rinde Baumsaft austritt, schlecken sie die harzige Flüssigkeit.

Hornisse und zwei Hirschkäfer bei der  Aufnahme von Baumsaft; Foto: Dr. Elmar Billig Hornisse und zwei Hirschkäfer.

Auf dem Bild sehen Sie eine Hornisse und zwei Hirschkäfer an der gleichen Stelle zum Saftlecken. Das kräftigere Männchen bedeckt das unter ihm befindliche Weibchen fast vollständig mit seinem Körper!

Bevorzugt wird der Saft von Flieder, Weiden und Eschen, aber auch Eichen, Erlen, Birken und andere saftreiche Gehölze werden nicht verschmäht.

"Ringeln" einer Hornisse, Aufnahme von Baumsaft; Foto: Dr. Elmar Billig "Ringeln" einer Hornisse.

In der älterer Forstliteratur wird die Hornisse fast immer als Schädling dargestellt, der vernichtet werden muss. Die durch Aufbeißen bzw. Abschälen der dünnen Rinde entstehenden "geringelten" Zweige sterben u.U. ab, dieser Vorgang wird auch "Hornissenschäle" genannt. Im Vergleich zu Wildschäden oder gar den Rückeschäden sind diese Beschädigungen im Forst jedoch verschwindend gering und sollten nicht überbewertet werden.

Ebenfalls aufgenommen wird:

  • der Saft reifer Obstfrüchte (Hornissen begnügen sich aber meist mit Fallobst)

  • Nektar aus leicht zugänglichen Blüten wie die der Berberitze, Cotoneaster, Faulbaum und Efeu

  • Honigtau (süße Ausscheidungen von Blattläusen)

Hornisse (engl.: hornet) am Fallobst; Foto: Konrad Schmidt Hornisse bei der Nahrungsaufnahme an Fallobst.

Die Hornisse tritt in Deutschland mit zwei Farbformen auf. Die mehr westlich und südlich verbreitete Vespa crabro germana, auf diesem Foto abgebildet, trägt eine rote V-Zeichnung auf der Mittelbrust.

Vespa crabro crabro (Nominatform), Foto: Dr. Elar Billig

Die Vespa crabro crabro bewohnt dagegen ausschließlich den Norden unserer Republik. Der Nominatform fehlt die für Vespa crabro germana typische rote, V-förmige Zeichnung auf dem Mesoscutum; die rote Färbung ist häufig reduziert und das Stirnfeld in der Umgebung der Ocelli geschwärzt.

In Deutschland existieren auch intermediäre Formen. Gelegentlich können beide Farbformen sogar im selben Volk angetroffen werden.

Eine Hornisse sammelt süßen "Honigtau", Foto: Thomas Rickinger

Eine Hornisse sammelt den von der Großen Schwarzen Fichtenlachnide (Cinara piceae) produzierten süßen "Honigtau". Honigtau wird in der Regel nur gesammelt, wenn er ungewöhnlich reichlich anfällt.

Hornissen fallen n i c h t wie die manchmal lästig werdenden Wespen im Hochsommer auf der Terrasse über den Kuchen her, sie interessieren sich auch n i c h t für das Speiseeis der Kinder.  Es besteht also k e i n e Gefahr, von einer Hornisse im Mund -/Rachenbereich gestochen zu werden!

In Ermangelung natürlicher Nisthöhlen siedeln sich Hornissenköniginnen im Frühjahr manchmal in Vogelnistkästen an, die aber zu wenig Raum zur vollen Entfaltung des Hornissenstaates bieten. Bereits im Frühsommer, wenn das Hornissenvolk auf 25 bis 30 Tiere angewachsen ist und drei bis vier Wabenetagen bewohnt, sind die Grenzen für ein weiteres Wachstum in dieser "Unterkunft" erreicht.

So ergibt sich für das Hornissenvolk nur die Möglichkeit, außerhalb des Kastens weiterzubauen (wenig Wetterschutz!) oder einen neuen Standort zu suchen. Im letzteren Fall finden Erkundungsflüge in der näheren Umgebung durch "Suchhornissen" statt (vergleichbar mit den Bienen-Kundschafterinnen). Nach erfolgreicher Suche werden hier - in der neuen, größeren Nisthöhle - neue Waben gebaut. Anschließend fliegen einige Arbeiterinnen mit der Königin zu dem neuen Nest.

Dieser Vorgang wird "Nestversetzung" oder "Filialbildung" genannt.

Zwischen dem neuen und dem alten Nest entsteht dann ein regelrechter Pendelverkehr, die Brut im Stammnest schlüpft nach und nach, und die entwickelten Hornissen fliegen von hier ebenfalls zum neuen Standort, dabei stirbt das "Stammnest" aus. Offensichtlich sind Hornissen in der Lage, andere zum neu ausgewählten Nest zu lotsen.
Hornissen im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier

Dieser Vogelnistkasten war in einer Gartenanlage von Hornissen bereits völlig ausgebaut worden. Die Tiere benötigten dringend eine neue Höhle zur weiteren Entwicklung des Volkes.

Da der Gartenbesitzer die Montage eines großen Hornissenkastens ablehnte, wurde als einfache Hilfemaßnahme für das Hornissenvolk ein 2. Schwegler Vogelnistkasten - direkt in der Nähe - zur Filialbildung angeboten.

Hornissen im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier
 
Filiale im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier Es hat geklappt.

Die Filiale wurde wie beabsichtigt im 2. Schwegler Vogelnistkasten gegründet und bis zum Herbst noch sehr schön ausgebaut, wie man auf diesen Fotos erkennen kann.

Filiale im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier

In der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September erreicht das Hornissenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann 400 - 700 Tiere zählen; das Nest ist bis zu 60 cm hoch und weist einen Durchmesser von 20 - 30cm auf. In Hohlräumen angelegte Nester müssen sich natürlich am verfügbaren Raum orientieren.

Die Königin ist in der Lage ganz gezielt Eier abzulegen, aus denen ab jetzt nur noch die Drohnen genannten Männchen (Größe 21-28mm) oder Jungköniginnen schlüpfen. Die Geschlechtszugehörigkeit wird letztendlich durch eine kontrollierte Abgabe von Spermien zu den Eiern - erst kurz vor der Ablage - bestimmt. Die Hornissenkönigin bevorratet die Spermien, die sie bereits nach der Begattung im Herbst für ihr ganzes Leben erhalten hatte, im so genannten Receptaculum seminis. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Drohne, aus befruchteten Eiern Jungköniginnen.

Drohn (Männchen) einer Hornisse; Foto Dr. Elmar Billig
 

Die Männchen der Hornisse sind übrigens leicht zu erkennen: Die Drohne haben einen schmalen, langen Kopf und auffallend lange, schwarze und zur Spitze hin gebogene Fühler.

Sonderfall "Verlust der Königin":
Alle Arbeiterinnen
(Hilfsweibchen) eines Hornissenvolkes sind Töchter einer Königin. Sie verhindert durch die ständige Abgabe von Duftstoffen (Pheromone), dass die Arbeiterinnen fruchtbar werden. Stirbt die Königin, entstehen so genannte "orphane" Nester (auch königinlose- oder drohnenbrütige Völker genannt). Durch die fehlende Königin werden nach kurzer Zeit bei einigen Arbeiterinnen die bisher funktionslosen Eierstöcke aktiviert, da die vorstehend genannten Duftstoffe fehlen. Diese Tiere legen nun unbefruchtete Eier, aus denen nur Männchen (Drohne) schlüpfen können. Durch den fehlenden Nachwuchs an Arbeiterinnen stirbt das Nest jedoch aufgrund deren kurzer Lebenserwartung von nur 3 - 4 Wochen recht schnell ab.

Begattung der Jungköniginnen und überwinterung

Das Erscheinen der ersten Geschlechtstiere kündet bereits den Untergang des Hornissenstaates an. Die Arbeiterinnen vernachlässigen allmählich die alte Königin, sie wird nicht mehr richtig versorgt. Ihre Legeleistung lässt nun stark nach, es werden kaum noch neue Eier gelegt - und selbst diese frisch gelegten Eier werden nun nach nur wenigen Sekunden von den Arbeiterinnen wieder aufgefressen.

So verlässt sie schließlich das Nest und, erschöpft von den Strapazen der Eiablage, stirbt sie in etwa mit einem Lebensalter von einem Jahr.

Altkönigin; Foto: Robert Ripberger

Auf diesem Foto von Robert Ripberger sind die Merkmale einer Altkönigin (völliges Fehlen der Körperhaare, zerschlissene Flügel) sehr gut erkennbar.

Die Arbeiterinnen sind jetzt nur noch mit der Fütterung der Geschlechtstiere beschäftigt, durch die reichliche Aufnahme von tierischem Eiweiß und Kohlehydraten verschaffen sich die Jungköniginnen die notwendigen Reserven für die lange überwinterungsphase. Die Geschlechtstiere beteiligen sich nicht an den anfallenden Arbeiten, sie verhalten sich völlig passiv. So haben die jetzt noch nicht geschlüpften Larven keine Entwicklungschancen mehr, sie magern ab und fallen schließlich aus den Zellen. Larven, die sich jetzt noch zur Verpuppung einspinnen möchten, versuchen nun vergeblich ihre Wabe zu verschließen - es gelingt ihnen nicht mehr, weil Arbeiterinnen und Drohne den kaum begonnenen Kokon immer wieder auffressen.

Nicht mehr lebensfähige Larven werden jetzt vermehrt von den Arbeiterinnen aus den Zellen gezerrt und aus dem Nest geschafft - oder vielfach sogar an die andere Brut verfüttert. Dazu werden die Larven mit den Kieferzangen zerschnitten - während der Darmtrakt fein säuberlich regelrecht herauspräpariert wird, dient anschließend das proteinreiche Fleisch der zerlegten Larven als willkommenes Futter für die restliche Brut.

An schönen Herbsttagen schwärmen die Geschlechtstiere zahlreich aus und sammeln sich oft an einzelnstehenden Bäumen oder in unmittelbarer Umgebung vom Nest zur Paarung. Jungköniginnen können mehrmals begattet werden (Polyandrie).

Die kurzlebigen Männchen sterben anschließend nach wenigen Wochen (allerdings nicht durch Verletzungen die während der Paarung auftreten wie beispielsweise bei den Honigbienen - sie können sich durchaus mehrfach paaren).

Die begatteten Jungköniginnen suchen sich nun für den Winter einen geschützten Unterschlupf mit geringen Mikroklimaschwankungen, wo sie bis zum nächsten Frühjahr in einer typischen Körperhaltung ruhen. Dieser Zeitraum wird Diapause genannt.

Da die Arbeiterinnen nur eine kurze Lebensdauer von drei bis vier Wochen haben, sterben die letzten Anfang November, womit dann auch das letzte Leben im Nest erlischt. Es erfolgt keine Wiederbesiedlung des alten Nestes im nächsten Jahr. Viele Jungköniginnen überstehen den Winter nicht, da sie Pilzinfektionen oder anderen Krankheiten zum Opfer fallen. Außerdem werden sie in der Winterstarre von Vögeln oder anderen Insektenfressern stark dezimiert.


>>> Hier geht es weiter zu Teil 4 <<<
Hornissen sind in Deutschland geschützte Tiere


 

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