Mittlere Wespe
/ Kleine Hornisse
Dolichovespula media
(Retzius, 1783)
(engl.: Median Wasp)
>> Teil
2 <<
Die kleine Hornisse gehört zur Gattung der Langkopfwespen
Dolichovespula, und gilt als einzige mitteleuropäische Vertreterin der
maculata - Gruppe.
Im Gegensatz zu den Kurzkopfwespen haben sie einen ausgeprägten Abstand zwischen unterem Augenrand und Ansatz der Oberkiefer, anders
ausgedrückt: Sie besitzen eine Wange. Bei Kurzkopfwespen reicht das Auge dagegen direkt bis an den Rand des Oberkiefers.
Königin
der Mittleren Wespe; Foto: Dieter Kosmeier
Die mittlere Wespe wird dem Menschen in keiner Weise lästig
oder gar gefährlich, leider werden jedoch aus Unkenntnis die Nester recht häufig ohne berechtigten Grund zerstört. Im Nestbereich sollte man sich
natürlich ähnlich vorsichtig verhalten wie bei Hornissen und anderen Wespen auch, denn bei Störungen wird das Nest vehement verteidigt.
Die
erhöhte Verteidigungsbereitschaft der Mittleren Wespe resultiert sicherlich aus der oft recht exponierten Lage ihrer Nester. Während andere Arten ihre
Nester eher an geschützten Plätzen oder in Hohlräumen errichten, befinden sich die Nester der "Kleinen Hornisse" oft freihängend an Ästen in Hecken oder
Bäumen. Dort sind sie natürlich eher den Angriffen von Vögeln und anderen Nesträubern ausgesetzt, besonders in der Anfangsphase. Dies erfordert dann
natürlich eine erhöhte Verteidigungsbereitschaft, um das Volk wirkungsvoll zu schützen.
Ungenügend versteckt
angelegte Anfangskolonien dieser Art werden trotzdem oft von Kohlmeisen geplündert. Die Wespenlarven müssen für die Vögel besondere Leckerbissen
darstellen. Haben sie eine solche kleine Kolonie erst einmal entdeckt,
lassen sie sich dann selbst von der heftig sirrenden Königin nicht mehr von der Plünderung des Nestes abhalten.
Foto: Andrea Bernd
Bevorzugte Lebensräume sind Waldränder, Waldlichtungen mit reich strukturierter Baum- und Strauchschicht,
Heckenreiche Gebiete in Wassernähe, aber ziemlich offene Stellen. Siedelt auch gerne im menschlichen Siedlungsbereich.
Die mittlere Wespe nistet
NIEMALS in dunklen Hohlräumen wie Vespa crabro, sondern ist ein
typischer Freinister. Die Oberfläche des Nestes ist pergamentartig und wasserabweisend.
Foto: Anne van Boxel
Foto: Dieter Kosmeier
Das Nest kann bis Fußballgröße ausgebaut werden und umfasst dann 5-7 Wabenetagen. Das Baumaterial wird vorwiegend von lebenden Pappeln abgeraspelt,
aber auch von der Oberfläche verwitterter Bretter und Zaunpfähle.
Zur Versorgung der Brut werden vorwiegend Fliegenarten erbeutet.
Fotos: Helene Müller
Hauptnahrung der kleinen Hornisse sind hauptsächlich Fliegenarten (Diptera). Diese werden nach
Erbeutung zerlegt (s. Foto) und dann im zerkautem Zustand ins Nest transportiert. Im Nest wird der Fleischbrei an andere Arbeiterinnen verteilt und
an die Larven verfüttert.
Kohlenhydrate beschaffen sich die Wespen durch Sammeln von Nektar auf Doldenblütlern
wie Bärenklau, Riesenbärenklau, Feldmannstreu oder Wilde
Engelwurz. Aber auch Schneebeere und Cotoneaster werden gerne beflogen.
Hier Beobachtungen und Fotos von Helene Müller zur "kleinen Hornisse" in 2002:
Um Fotos der deutschen und gemeinen Wespe machen zu können, bin ich auf die verrückte Idee
gekommen, eine Teller mit Zuckerwasser hinzustellen. Ergebnis: mehr Honigbienen wie Wespen auf dem Teller und der ganze Wintergarten brummt
und summt wie ein Bienenstock. Und alle 3 Arten wuselten in einem dicken Haufen durcheinander! Bis die mittlere Wespe auftauchte. Ergebnis sieht man auf dem Foto.
Sie duldet nur ihre Artgenossen neben sich, aber auch nur die mittlere (auch vom anderen Nest). Alles andere wird auf Abstand gehalten,
sobald sie ihr zu nahe kommen. So verhält sie sich aber auch, wenn sie sich am für die Admirale hingestellten Teller mit Mirabellen niederlässt. Bei den anderen Arten ist mir dieses Verhalten nicht aufgefallen. Deutsche und Gemeine gehen den Admiralen aus dem Weg, die Rufa
trickst die ganz einfach aus. Die stellt sich den Admiralen ganz einfach genau gegenüber. Nur die Mittlere drückt und zerrt an den Beinen des Admirals, und wenn das nicht hilft, greift sie den sogar an, solange, bis der davon fliegt. Dieses Verhalten kenne ich ansonsten nur von den Hornissen.
UMSIEDLUNGEN DER MITTLEREN WESPE, FALLS WIRKLICH ERFORDERLICH
(Nachstehende Maßnahmen bitte mit Schutzausrüstung vornehmen!)
-
die
Zweige mit dem darin eingebauten Nest mit einer Rosenschere vorsichtig herausschneiden
-
einsetzen in einen Nistkasten mit Tür
-
Nistkasten am Standort des alten Nestes aufhängen
-
Abends, wenn alle Tiere im Nest sind, Tür und Einfluglöcher verschließen
-
Nistkasten an dem neuen Standort aufhängen (in mind. 2km Entfernung, am besten in einer Hecke)
-
Bei Tageslicht erst am nächsten Tag die Tür öffnen
-
Tür entfernen
-
Die Tiere gewöhnen sich schnell an Ihre neue Umgebung
Umgesiedeltes
Nest
der Mittleren Wespe; Fotos: Dieter Kosmeier
Die mittlere Wespe kam früher auf den Britischen Inseln nicht vor. Doch das hat sich neuerdings
geändert: "Dolichovespula media is a recent arrival to the British Isles and is slowly expanding its range northwards in common with other recent colonists,
probably further evidence of global warming."
Quelle: Worcestershire Biological Records Centre
Eine ähnliche Rolle wie die
mittlere Wespe spielt in den USA die "BALD-FACED-HORNET"
(Dolichovespula maculata). Sie ist ebenfalls ein Frei-Nister. Dolichovespula maculata wird in Nordamerika oft mit "unserer" dort ebenso vorkommenden Hornisse Vespa crabro verwechselt wird (obwohl sie ganz anders aussieht!).
Weiter führende Informationen
zur Mittleren Wespe finden Sie im Tagebuch von Frank Hornig:
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